Ansprache zum Volkstrauertag 2024

Liebe Kameradinnen und Kameraden,

wir stehen heute hier zusammen, um den Opfern von Krieg und Gewalt zu gedenken. Ein Tag wie dieser erinnert uns an die Schrecken der Vergangenheit und mahnt uns, für Frieden und Freiheit einzutreten.

In der Stille dieses Tages wollen wir die Opfer von Kriegen und Gewalthandlungen in unserer Geschichte ehren, aber auch all jene, die in aktuellen Konflikten und Krisen ihr Leben lassen mussten. Ihre Opferbereitschaft und ihre Hingabe verdienen unseren tiefsten Respekt und unsere Anerkennung.

Im letzten Jahr haben wir hier zusammen gestanden, besonders geprägt von den Ereignissen in Israel und in der Ukraine, und immer noch bewegt von der herausfordernden Corona-Zeit. Die leise Hoffnung, dass sich die Konflikte um uns herum auflösen, dass Frieden einkehrt, dass wir die Corona-Zeit hinter uns lassen und in eine positiver geprägte Zeit starten können, hat sich nicht erfüllt; im Gegenteil:
Krieg und Gewalt nehmen weiter zu, kommen näher an uns ran, und die Auswirkungen bekommen wir auch hier in Deutschland, sogar hier im Kreis, hier im Amt, hier in der Gemeinde, in Politik und Gesellschaft deutlich zu spüren.

Hunderttausende Menschen, unschuldig getrieben von Kriegen, Gewalt, Hunger und Perspektivlosigkeit, leiden in diesen Zeiten und führen mit ihren Familien Leben voller Angst und ohne Licht am Ende des Tunnels. So ging es unseren Vorfahren in den Weltkriegen, und so geht es den Menschen in der Ukraine, in Israel, in Syrien, im Libanon und vielen weiteren Konfliktherden heute wieder.

Wir hier in Krukow haben im Hinblick darauf großes Glück: wir leben in Frieden, wir leben größtenteils in Eintracht mit unseren Mitmenschen, wir haben zu Essen, zu Trinken und alles, was es für ein erfülltes Leben braucht, ist da oder zumindest nicht weit weg. Damit das aber auch so bleibt, müssen wir etwas tun und intensivieren, was wir Krukowerinnen und Krukower eigentlich schon immer gut konnten: solidarisch sein.

Solidarisch gegenüber denjenigen, die in Kriegen und Konflikten kämpften, für unsere Freiheit und unseren Wohlstand ihr Leben aufs Spiel gesetzt und so oft auch verloren haben. Für diese Menschen stehen wir hier heute am Ehrenmal: ihre Namen sind in diesen Stein gemeißelt, damit wir niemals vergessen, welchen Preis Freiheit und Wohlstand haben.

Solidarisch gegenüber denjenigen, die in Kriegen und Konflikten heute für Freiheit und Wohlstand kämpfen, ihre Familien und ihr Leben verteidigen, und auch gegenüber denjenigen, die das Leben ihrer Familie durch Flucht in sichere Gefilde schützen.
Viele unserer Vorfahren sind hierher, in unseren Kreis, in unsere Gemeinde, vor dem Krieg geflohen. Sie wurden hier aufgenommen, haben sich hier eine neue Existenz aufgebaut und die Grundlage für unsere Generation heute gelegt, die wir hier wieder ein friedliches Leben führen können. Lasst uns das nicht vergessen, wenn heute Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern zu uns kommen und um Schutz ersuchen.

Solidarisch aber auch gegenüber unseren Mitmenschen, denen die Situation dieser Welt Angst einjagt, die Skepsis gegenüber den vielen neuen Herausforderungen dieser Welt entwickelt haben und die daraus sogar das demokratische System unseres Landes, das der Grundpfeiler für die individuelle Freiheit, zu leben und zu denken ist, in Frage stellen. Lasst uns mit diesen Mitmenschen ins Gespräch kommen. Lasst sie uns in Erinnerung rufen lassen, dass unsere von zwei Weltkriegen geprägten Vorfahren mit dem Grundgesetz eines der langlebigsten und weitsichtigsten Werkzeuge entwickelt haben, Deutschland, Europa und vielleicht sogar viele andere Teile der Welt zu einer friedlicheren, wohlhabenden Gesellschaft zu machen und den Frieden hier zu erhalten.

Solidarisch gegenüber unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern in dieser Gemeinde.
In Krukow leben Mann und Frau, Jung und Alt, konservativ, grün, links, rechts und unpolitisch trotz Ansichten, die sich hier und da unterscheiden mögen, friedlich zusammen. Lasst uns unsere Nachbarn, unsere Familie, unsere Freunde hier mitnehmen, lasst uns weiter im Gespräch bleiben auf unseren vielen Veranstaltungen wie dem Frauenabend, der Pilsbörse, den Klönnachmittagen der Seniorinnen, dem Osterfeuer und dem Dorffest. Lasst uns diskutieren über das, was uns trennen mag, und einen gemeinsamen Weg nach vorne finden- und lasst uns dabei alle mitnehmen, die das wollen.

Solidarität, das ist für uns Feuerwehrleute nicht nur ein blumiges Wort. Es ist der Kern unseres Tuns und Schaffens. Wenn wir retten, löschen, schützen und bergen, dann fragen wir nicht, wen , warum oder wieso wir retten – wir tun das, weil es die tiefste Überzeugung von uns Feuerwehrleuten ist, dass diese Einsätze unabhängig von irgendwelchen Bedingungen abgearbeitet werden müssen. Wir sind solidarisch gegenüber unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, für deren Sicherheit wir zu jeder Tages- und Nachtzeit bedingungslos zur Verfügung stehen. Wir sind solidarisch gegenüber unseren Kameradinnen und Kameraden, im Einsatz und außerhalb, denen wir stets mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Heute und hier sind wir damit die Speerspitze der Solidarität; wir sind diejenigen, die diesen Gedanken am besten in die Gesellschaft tragen können. 

Und damit geht unser Auftrag als Feuerwehrleute dann plötzlich nochmal ein ganzes Stück weiter als retten, löschen, schützen und bergen: wir sind als Gemeinschaft mit unseren Werten Vorbild für die Gesellschaft und tragen damit auch entsprechende Verantwortung auf unseren Schultern.

Lasst uns das nicht als Last, sondern als positive Herausforderung sehen. Lasst uns gemeinsam den Blick nach vorne richten und dafür sorgen, dass in Krukow und um Krukower herum Freiheit und Frieden weiter die Hauptrolle spielen.

Als Bürgermeister dieser Gemeinde möchte ich mich für euren Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr und euer Engagement für die Gemeinde aufs Herzlichste bedanken. Ihr seid ein wichtiger Bestandteil unserer Gemeinschaft und tragt elementar dazu bei, dass unser Dorf sicher und lebenswert bleibt. Ihr seid gleichzeitig diejenigen in Krukow, die als Botschafter der Solidarität unabdingbar für den Zusammenhalt der Gesellschaft sind.

Lasst uns nun einmal gedenken. Denjenigen, die in Kriegen und Konflikten ihr Leben verloren haben, und denjenigen, die auch heute wieder durch Flucht, Vertreibung und Gewalt unsägliches Leid ertragen müssen.