Historie

Krukow, das ist ein kleines Dorf, welches fast in der Mitte von Lauenburg, Schwarzenbek und Geesthacht liegt und daher trotz seiner geringen Größe eine gute Lage hat. „Inmitten grüner Wälder, umringt von Wies´ und Feldern, dort liegt ein Dorf so wunderschön…“ – das ist der Anfang des eigens für Krukow erdichteten Walzers, und es steckt durchaus Wahres in diesen Zeilen: Unsere Gemeinde ist von drei Seiten mit Wald umringt und konnte so seinen natürlichen Charakter bewahren.

Krukower Walzer – Text

Krukower Walzer – Noten nach einer Tonaufnahme erfasst von Djecka Faber

Die Gemeindefläche umfasst fast 800 Hektar und ist in weiter Vergangenheit aus den Ortschaften Crukows ( bedeutet „Rabe“ auf slawisch ) und Thoemene ( deutsch: Thömen ) zusammengewachsen. Erstmals fand Krukow im Jahre 1230 im Ratzeburger Zehntregister Erwähnung – nachzulesen auch auf dem kapitalen Findling, der die Wiese vor unserem Dorfteich ziert. 1780 wurde noch die Schäferei Bohnenbusch in die Gemarktung Krukow aufgenommen. So haben es alle drei Dorfteile geschafft, in ihrer eigenen Art im Krukower Wappen aufzutauchen; unter einer gestürzten eingebogenen silbernen Spitze, darin ein schwarzer Rabenrumpf mit goldenem Schnabel, in rot vorne eine goldene Glocke, hinten ein weißer Schafrumpf.

Knapp unter 200 Bewohner leben in der Gemeinde. Das Dorfzentrum wird von dem 1980 großzügig erweiterten Gemeinschaftshaus gebildet, wo die Gemeindevertretung tagt und die Feuerwehr ihr Fahrzeug und die Utensilien lagert. Außer der Reihe finden hier immer mal wieder dorfinterne Veranstaltungen statt – ein der kompletten Krukower Bevölkerung zugänglicher Sammelpunkt eben.

Ein großer Dorfteich bietet einen idyllischen Rastplatz für Ausflügler und Radfahrer, zumal dort eine Bank und ein Pavillon zum Ausruhen einladen. Aber auch im restlichen Teil des Dorfes mangelt es nicht an Bänken und netten Plätzen, und es findet sich eine gute Beschilderung der Rad- und Wanderwege in die benachbarten Wälder und Gemeinden.

Krukows Nutzfläche von etwas mehr als 700 Hektar wird von 8 ansässigen landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet. Aber auch außerhalb der Landwirtschaft finden sich in Krukow mehrere Betriebe und Selbstständige.

1959 erbaute die Gemeinde eine eigene zentrale Wasserversorgung. Eine eigene Kläranlage wurde 1990/91 für 1,6 Millionen DM eingeweiht.

GESCHICHTE
verfasst von Anne Kromke, geb. Hamester, 1961

Nachdem ich lange überlegt hatte und viele Vergleiche zwischen einzelnen Themen zog, bin ich zu dem Entschluss gekommen, die Geschichte meines Heimatortes Krukow in Wort und Bild festzuhalten. Einer der wichtigsten Gründe, die mich dazu brachten, ist der, dass ich selbst gebürtige Krukowerin bin und dass meine Vorfahren seit vielen Generationen hier heimisch waren. Deshalb interessiert es mich, wie dieser Ort überhaupt entstand und was er all die Jahrhunderte hindurch bis heute erlebte. Um das zu erfahren, habe ich keine Mühe gescheut, alte Schriften und Urkunden aufzustöbern. Und jetzt bin ich froh darüber, denn nun kann ich mir ein ungefähres Bild von der Vorgeschichte meines Heimatortes machen. Doch bevor ich zum geschichtlichen Teil komme, noch einige Sätze über die Lage, das Klima und die Bodenbeschaffenheit Krukows.

Im südöstlichen Zipfel Schleswig-Holsteins liegt das Herzogtum Lauenburg. Wiederum in der südöstlichen Ecke hiervon finden wir die hübsche Elbestadt Lauenburg. Acht Kilometer nördlich hiervon liegt Krukow, ein kleines Bauerndorf mit 16 Gehöften.

Das Klima hier im Nordwesten Deutschlands ist ausgesprochen ozeanisch. Erst weiter nach Südosten nimmt es immer mehr Festlandklima an. Der Grund für das feuchte Wetter bei uns ist der, dass die Elbe und der Elbe-Lübeck-Kanal, die unser Gebiet im Süden und Osten begrenzen, die feuchte Meeresluft von der Nord- bzw. Ostsee einströmen lassen. Durch die vorherrschenden Südwestwinde wird dieser Vorgang natürlich noch begünstigt.

Zur Bodenbeschaffenheit ist zu sagen, dass Krukow auf einer Endmoräne mit lehmigen Kuppen und auslaufenden Sandern und Dünen liegt. Nach der zweiten Vereisung bildeten sich in Schleswig-Holstein drei Landschaftsgürtel: die Marsch, die Geest und das fruchtbare östliche Hügelland. Alle drei sind Moränenlandschaften. Dies wiederum sind Ablagerungen der Gletscher. Die Grundmoräne ist am fruchtbarsten. Sie wurde am Grunde des Gletschers gebildet. Die gewaltige Eismasse zerrieb alles, was sie an grobem Sand und Steinen mit sich schleifte zu ganz feinem Sand und Geschiebelehm. Hierüber glitt das Eis allmählich weiter nach Süden, wo es an Dicke und Kraft immer mehr abnahm. Aus diesem Grunde wurde der Untergrund nicht mehr so glatt geschliffen, und so geht die „ebene Grundmoräne“ in die „kuppelige“ über. Nach Süden hin werden die langgezogenen Hügelwälle der Endmoräne sichtbar. Einen solchen Hügelwall haben wir ganz in der Nähe von uns, nämlich das hohe, steile Elbufer in Lauenburg.

Um zu erfahren, wer im Herzogtum Lauenburg – und damit auch in Krukow – die ersten Siedler waren, muss man das Rad der Geschichte fast um 1900 Jahre zurückdrehen. Damals, etwa bis zum Jahre 100 n. Christi, war unser Land beiderseits der Elbe von den Langobarden besetzt, die dann aber zum Teil von einwandernden Sachsen verdrängt wurden und nach Süden abziehen mussten. Über die in ihrer Elbheimat verbliebenen Langobarden schweigt die Geschichte bis in die Zeit Karls des Großen. Sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach im Sachsenvolk aufgegangen und haben fortan dessen Schicksale geteilt. Aber auch die Sachsen blieben hier nicht lange heimisch. Schon im zweiten nachchristlichen Jahrhundert ist eine Abwanderung erkennbar, und um 500 n. Chr. ist das ganze Land kaum noch bewohnt. Während der Völkerwanderung drangen die Slawen in unser Gebiet ein und gründeten in dem damals völlig bewaldeten Herzogtum Lauenburg in Lichtungen Runddörfer. Zu dieser Zeit entstand unter vielen anderen slawischen Gründungen auch Krukow.

Krukow ist also ein slawisches Wort und heißt „Dorf des Raben“.

Im Jahr 798 kam es bei Bornhöved zu einer Schlacht zwischen den Sachsen und Slawen, bei der die Sachsen besiegt wurden. Um das Land zu sichern, ließ Karl der Große einen Grenzwall zwischen Slawen und Sachsen bauen, den Limes Saxoniae. Trotzdem unterblieben die Raubzüge der Slawen nicht. Und so kam es 1140 abermals zu einer Schlacht, bei der ein Schauenburger Graf das Land zurückeroberte. Die Slawen wurden zum größten Teil vertrieben oder in Slawendörfern angesiedelt. Indem der Graf nun Ausrufe in alle Lande sandte, gelang es ihm, Sachsen, Westfalen, Ostfalen, Friesen und Holländer in diese Gebiete einzusiedeln. Je sechs Bauernfamilien, darunter der Dorfschulze, gründeten ein Dorf. So auch in Krukow. Den sechs Familien wurde Land zugeteilt. Der Dorfschulze, der die Verwaltung des Dorfes unter sich hatte, erhielt das größte Stück Land. Das ist die heutige Grimm’sche Stelle. Auch die anderen fünf Gehöfte bestehen noch heute. Es sind drei Vollhufen und zwei Viertelhufen.

Direkt an Alt-Krukow schließt sich Thömen an. Früher nannte man es „Thomene“, das heißt etwa zur Gemeinde gehörend. In diesem Teil waren Slawen sesshaft. Auch ihnen gab man Land, aber viel weniger als den Krukower Siedlern. Daher gibt es hier keine Vollhufen sondern nur vier Halbhufner, zwei Viertelhufner und eine Kate. Im 16.Jahrhundert soll hier in Thömen eine kleine Kapelle gestanden haben, an die aber heute gar nichts mehr erinnert. Krukow und Thömen unterstanden damals dem Gutsherrn Hartwig Schack von Gülzow. Nur weil es ihm nicht gefiel, dass das Dorf Börse auf seiner Feldmark lag und er deshalb die Bauern umsiedelte, zwei davon in die Gemarkung neben Thömen versetzte, gesellte sich in Krukow und Thömen nun auch noch der dritte Ortsteil. Er erhielt den merkwürdigen Namen Bohnenbusch.

Im Zuge der Verkoppelung sind Gebiete der Flur Thömen, die zeitweise zum Besitz derer „von der Kettenburg“ gehörte, in den Besitz des Lauenburger Herzogs gelangt. Die dortige Schäferei wurde über Generationen von der Familie Bohn betrieben. Das Gebiet bestand nicht nur aus Weideland, sondern auch aus dichtbewachsenem Buschgelände, wo die Schafe weiden konnten. Und wenn die Leute im Dorf von den Schäfern sprachen, dann sagte man scherzhaft immer nur „ de Lüüd vom Bohnenbusch“.
Eine weitere Erklärung für den Namen hat sich in den Überlieferungen festgesetzt, nämlich die, dass das Land, das den dort ansässigen Bauern zugeteilt wurde, erst urbar gemacht werden musste. Und dafür wurde der Busch abgeholzt und zu Bohnenstangen umgearbeitet. Vielleicht auch daher der Name Bohnenbusch?
Obwohl man seit etwa 1850 diese drei Siedlungen unter dem einen Namen Krukow kennt, wird noch heute die Bezeichnung Bohnenbusch gebraucht.

Das alte Schlottmannsche Haus im Bohnenbusch – erbaut 1780

Seit seiner Entstehung hat Krukow schon eine stattliche Anzahl von Kriegen miterleben müssen. Im Dreißigjährigen Krieg hat es wie viele andere Dörfer sehr gelitten. Auch im schwedisch-dänischen Krieg oder während der Franzosenzeit und in den Befreiungskriegen wurde Krukow hart getroffen. Aber trotz allem zeigten sich seine Einwohner immer tapfer.

Derselbe Besitz, 1953 von Paul Badekow neu erbaut

Aus dem Statistischen Hand- und dem allgemeinen Adressbuch von 1861 – zur Zeit Bismarcks – können wir entnehmen, wie es um diese Zeit in Krukow aussah:

Das Dorf enthält vier Vollhufen, zwei Viertelhufen und eine Kate. Außer diesen Stellen werden noch zum Dorf vier Halbhufen, zwei Viertelhufen und eine Kate gerechnet, welche Thömen heißen. Zwei Viertelhufen, welche Bohnenbusch genannt werden,
Flächeninhalt: 3120 Morgen
Einwohnerzahl: 153
Familienzahl 21
Häuserzahl: 18

Bis heute hat Krukow schon wieder zwei Kriege über sich ergehen lassen müssen. Wenn der erste Weltkrieg Krukow auch nur wenig berührte, so wütete der zweite umso mehr. Krukow lag direkt im Feuer der Engländer und hat deshalb viele Volltreffer einstecken müssen. Die Engländer besetzten Krukow mit den damit verbundenen Unannehmlichkeiten. Diebstahl und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Selbst das Vieh in den Ställen oder auf der Weide war nicht sicher.
Wenn auch das Stehlen und Rauben noch lange Jahre hindurch weiterging, so kehrte doch langsam wieder die Ordnung ein. Das Zerstörte sollte wieder aufgebaut werden, darüber waren sich alle im Klaren, nur womit? Man hatte kein Baumaterial. Schließlich kam man auf den Gedanken, sich von den Trümmern in Hamburg die Ziegelsteine zu beschaffen.

Der Flüchtlingsstrom aus dem Osten setzte ein. Jedes Zimmer, das in den Bauernhäusern leer stand, wurde bezogen, und wenn es noch so klein und ungemütlich war. Manchmal lebten drei Familien in einem einzigen Raum. Das waren unmögliche Zustände. Aber trotzdem waren die Leute froh, dass sie ein Dach über dem Kopf hatten. So stieg die Einwohnerzahl in Krukow ganz rapide von 155 auf 337 Seelen.

1948 konnte endlich jeder Bürger wieder ein geregeltes Leben führen, denn in diesem Jahre wurde die Deutsche Mark geschaffen. Für jeden Menschen hatte die Regierung ein Kopfgeld von 60,-DM festgelegt. Für alle hieß es: noch einmal von vorne anfangen.

Ortsteil Thömen (andere Perspektive)

Viele Flüchtlinge zogen ins Industriegebiet an die Ruhr, um dort ihr Glück zu versuchen. Die Arbeitskräfte wurden weniger und weniger, und schließlich waren die Bauern gezwungen, ihren Betrieb zu modernisieren. Die Pferde wurden abgeschafft und stattdessen große Traktoren und andere moderne Maschinen gekauft. Dadurch kamen die Bauern zu der Erkenntnis, dass eine Flurbereinigung unbedingt notwendig sei. Die Feldmark musste neu vermessen werden, so dass jeder Grundbesitzer seine Felder zusammenhängend und möglichst in der Nähe seines Hofes liegen hatte. Der Hof meines Vaters zum Beispiel, der 44 ha groß ist, bestand vor der Flurbereinigung aus 25 Teilstücken, wovon das kleinste nur
½ ha groß war.

Heute sind es nur noch zwei Teilstücke. Jetzt mussten alle Bauern von der Nützlichkeit und den Vorteilen einer Flurbereinigung überzeugt werden, was schwieriger war als man vorher annahm. Es kam zu starken Meinungsverschiedenheiten auf den Versammlungen; und das ist zu verstehen, denn schließlich sollte Krukow das erste Dorf in Schleswig-Holstein sein, das sich für ein so großes, waghalsiges Unternehmen entschloss. Man hat sich dann aber doch geeinigt, und noch im gleichen Jahr, nämlich 1948, wurde das für unseren Kreis zuständige Landeskulturamt in Lübeck beauftragt, die Verkopplung vorzunehmen. Allerdings war hiermit noch eine andere Schwierigkeit verbunden. Das Gesetz schreibt nämlich vor, dass vor der Flurbereinigung erst die Wasserregulierung geschaffen werden muss. Das bedeutet, dass offene Gräben und verrohrte Vorflutleitungen gezogen werden müssen.

Feldmark Krukow

Diese Maßnahme ist wichtig, damit jeder Bauer seine Felder durch Drainage entwässern kann. Rund 4 km Rohrleitungen und Gräben mussten in unserer Feldmark gezogen werden. Das war ein Kostenaufwand von 60.000,- DM. Außerdem wurden 40 km Knicks gerodet. Zwei Jahre lang hat man an diesem großen Unternehmen gearbeitet, Endlich, nach Aberntung im Jahre 1950, konnte jeder Bauer seine neuen Felder beackern. Nach kurzer Zeit erkannte jeder, dass diese Art der Bewirtschaftung viel rentabler war und man endlich mit großen, modernen Maschinen zum Einsatz kommen konnte. Ein Sachverständiger der Landwirtschaftskammer in Kiel errechnete die finanzielle Belastung der einzelnen Beteiligten. Die entstandenen Mehrkosten wurden vom Staat getragen. So war die Flurbereinigung in Krukow abgeschlossen.

Die Kassenregelung ergab, dass noch ein Bestand von rund 6.000,- DM vorhanden sei. Nach gemeinsamem Beraten zwischen Kulturamt und Vorstand beschloss man, von diesem Geld einen Gemeindebrunnen zu bohren, aus dem sich jeder, der in Wassernot war, versorgen konnte. Schon damals 1950 wurde der Gedanke einer zentralen Wasserleitung laut. Erst drei Jahre später befasste man sich wieder damit. Das Wasserwirtschaftsamt nahm einen Test sämtlicher Privatbrunnen vor und stellte allgemeine Wassersorgen fest. Aber trotzdem verzögerte sich die Maßnahme immer mehr, weil die Einwohner Krukows sich untereinander so uneinig waren. Dem Landrat Wandschneider ist es zu verdanken, dass am 17.Mai 1955 die entscheidende Versammlung stattfand, bei der der Regierungsbaurat, Oberbaurat und der Landrat persönlich nach Krukow kamen, um mit den Bauern zusammen die Sache zu besprechen.

Nach stundenlanger Beratung wurde schließlich der Verband gegründet. Ein Verband ist notwendig, um an die Staatsmittel heranzukommen. Man nahm an, dass nun doch alles klar gehen müsste und der Bau beginnen könnte. Aber weil sich immer noch sechs Bauern weigerten, kam der Stein trotzdem noch nicht ins Rollen.

Jahre vergingen, und fast wäre alles in Vergessenheit geraten. Erst 1959, als alle ihre Zustimmung gegeben hatten, wurde mit dem Bau begonnen. Alle Straßen und Zufahrtswege wurden mit Hilfe eines Baggers aufgerissen. In ganz Krukow herrschte ein wüstes Durcheinander. An Regentagen war es fast unmöglich, auf die Straße zu gehen. Der Dreck spritzte einem beinahe bis an die Ohren. Jeder Haushalt wurde an das Netz angeschlossen. So kam eine Gesamtlänge von etwa 3.000 m Rohrleitung heraus, die in Krukow gelegt wurden. Gleichzeitig mit der Wasserleitung zusammen wurde ein Pumpenhaus in der Mitte des Dorfes errichtet, in dem der Druckkessel und die beiden Pumpen untergebracht sind. Eine Sirene meldet automatisch eine Störung im Pumpenhaus.

Pumpenhaus mit Feuerwehrunterkunft und Transformator

Die Kosten dieses Baues betrugen 160.000,- DM. Davon waren 15% Eigenleistung der Gemeinde. Das Übrige wurde durch verlorenen Zuschuss des Staates gedeckt. Auch mit dem Bau der zentralen Wasserleitung war Krukow eines der ersten Dörfer im Kreis.

Die alte Schule in Juliusburg, die gleichzeitig auch von Krukower Schülern besucht wurde, war damals im zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff völlig zerstört worden. Wohin jetzt mit den vielen Kindern? Schließlich kam man auf den Gedanken, das Jagdhaus in Krukow als Notbehelf zu nehmen. Natürlich durfte das kein Dauerzustand bleiben. Denn wie sollte man jetzt plötzlich 120 Kinder gleichzeitig in einem einzigen Raum unterbringen? Das war ein unmöglicher Zustand. Eltern, Lehrer und Schüler waren sich darüber klar, dass das nicht so weiter gehen konnte. Eine neue Schule war dringend erforderlich. So setzten sich also die Schulverbandsvertreter beider Gemeinden energisch für den Bau einer neuen Schule ein, und nicht vergebens. Im Herbst 1951 konnte sie dann eingeweiht werden. Sie steht genau auf der Grenze zwischen Krukow und Juliusburg.

neue Schule (1951 erbaut)

Krukow selbst hat keine eigene Kirche im Dorf, sondern gehört mit Juliusburg, Kollow und Schulendorf dem Kirchspiel Gülzow an. Anfang 1961 ging man daran, unsere St. Petri Kirche innen völlig umzugestalten. Schon nach einem Vierteljahr zeigte sich das Gotteshaus in einem neuen, schlichten und modernen Gewand. Superintendent Fischer kam am 27. März 1961 persönlich nach Gülzow, um die Kirche neu einzuweihen.

Sankt Petri Kirche zu Gülzow

Das Innere der Kirche: vor dem Umbau (links, mitte) und nach dem Umbau (rechts)

Außer einer Schmiede und einer Poststelle gibt es keine anderen Geschäfte in Krukow. Nicht einmal einen Kolonialwarenhändler haben wir im Dorf. Aber darüber sind unsere Hausfrauen keineswegs traurig, denn ihnen ist das Einkaufen außerhalb erspart. Einmal in der Woche, nämlich jeden Donnerstag, kommt der Kaufmann vor die Tür gefahren. Genauso ist es auch mit dem Fischauto. Vier verschiedene Bäcker versorgen uns in der Woche mit Brot. Früher war es so Sitte, dass ungefähr alle zwei bis drei Wochen in großen Backöfen das Brot selber gebacken wurde. So etwas gibt es in Krukow schon lange nicht mehr. Die Bauern haben sich umgestellt aufs praktische und moderne Leben. Fernsehapparate und Kühlschränke werden auch bei uns immer mehr angeschafft. Fast jeder Bauer besitzt ein Auto.

Eine gut ausgebaute Chaussee von Schwarzenbek führt an Krukow vorbei und bringt uns zu der 8 km entfernt gelegenen Elbestadt Lauenburg, wo unsere Genossenschaft, die Trockenanlage und die Molkerei liegen. Jeden Morgen zwischen 6 00 und 7 00 Uhr holt das Milchauto die Milch und bringt sie dort hin. In Lauenburg steht auch die Mittelschule, die allein aus Krukow von fünf Kindern besucht wird.

Krukow liegt also einsam in seiner Feldmark, umgeben von Wiesen und Wäldern. Gerade wegen dieser Lage ist dieses Dorf ein beliebter Aufenthaltsort erholungssuchender Urlauber. Besonders am Wochenende wimmelt es im Sommer in der Loose, dem herrlichen Waldstück, das an Gülzows Feldmark grenzt, von Städtern (hauptsächlich Hamburger), die hier Ruhe und Entspannung suchen.

Direkt an der Loose liegt unter hohen Bäumen ganz romantisch das Jagdhaus, das ich schon einmal erwähnte, weil es nach Kriegsende als Notschule diente. Früher war es Zufluchtsort der Jäger und Förster, die in den benachbarten Waldstücken auf Jagd gingen. Erst seit 1959 ist dieses Forsthaus renoviert und zu einem Gasthaus umgebaut worden.

Jagdhaus Krukow: seit zwei Jahren Pension und Gasthaus, nach dem 2. Weltkrieg Notschule

Feuerwehrunterkunft, Pumpenhaus, Transformator und Gefrieranlage

Noch immer feilt und schleift man am Dorf. Die Einwohner wollen es noch mehr verschönern und modernisieren. Jedes Jahr beteiligen sich die Dörfer des Kreises Herzogtum Lauenburg an dem Wettbewerb „Schönheit des Dorfes“. Hierbei entscheidet eine Kommission, welches das „schönste“ Dorf ist, und welche man zu den „schönen“ zählen kann. In diesem Jahr wurde auch Krukow der Titel „Schönes Dorf“ verliehen, worauf wir Einwohner natürlich mit Recht stolz sind.

Auch die Technik macht hier große Fortschritte. Die letzte große Anschaffung der Gemeinde war eine Gefrieranlage. Erst vor wenigen Tagen ist sie fertig gestellt worden.

Gefrieranlage

Alles in allem kann ich mit Sicherheit und vielleicht mit ein wenig mit Stolz sagen: Krukow kann sich sehen lassen, wenn es auch noch so klein und äußerlich unscheinbar ist. Wo vor 40 Jahren ein großes Kornfeld noch mühsam mit der Sense abgemäht, die Garben dann von vielen fleißigen Händen sorgsam zusammengebunden und aufgehockt wurden, da macht heute ein Mähdrescher an der gleichen Stelle die ganze Arbeit alleine. Dadurch werden viel kostbare Zeit und teure Arbeitskräfte gespart, die es ohnehin kaum noch gibt. Aus einem großen Betrieb ist der Mähdrescher gar nicht mehr wegzudenken. Auch auf unserem Hof verrichten mein Vater, sein Deputatarbeiter und ein Mähdrescher die ganze Erntearbeit alleine.

Erntearbeit früher

Erntearbeit heute

Herrlich ist es, an einem Sommertag einen Spaziergang durch die Feldmark zu machen. Aus allen Richtungen trägt der Wind das Geräusch der Maschinen an unser Ohr. Voll mit Korn beladene Wagen mit fröhlich winkenden Kindern obendrauf fahren dem Dorfe zu. Alle sind mit Lust und Liebe bei der Arbeit. Obwohl so manch einer gehänselt wird, sind sie doch alle eine Gemeinschaft. Jeder freut sich schon auf das folgende Erntefest im Herbst, bei dem dann der Bauer und die Bäuerin mit den Dienstleuten zusammen an einem Tisch sitzen. Anschließend sind alle fröhlich miteinander. Man tanzt bis in den Morgen hinein und bringt so die Freude und Dankbarkeit für die eingebrachte Ernte zum Ausdruck.

Literatur
„Lauenburgische Heimat“ – Zeitschrift des Heimatbundes und Geschichtsvereins Herzogtum Lauenburg

Theodor Nissen, Geesthacht: Beiträge zu einer Bevölkerungsgeschichte im Südteil des Kreises Herzogtum Lauenburg

Karl Kersten: „Vorgeschichte des Kreises Lauenburg“