Liebe Kameradinnen und Kameraden,
heute stehen wir hier am Ehrenmal, wie jedes Jahr am Volkstrauertag, um innezuhalten, zu erinnern und ein Zeichen zu setzen.
Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt.
Wir denken an die Millionen Männer, Frauen und Kinder, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben verloren haben, und ganz besonders den Krukowern, deren Namen hier hinter uns in die Steine gemeißelt wurden.
Wir denken an die Opfer von Terror, Diktaturen, Flucht und Vertreibung.
Und wir denken an all jene, die auch heute — mitten in unserer Gegenwart — unter Krieg, Hass und Gewalt leiden.
Unser Gedenken gilt der Vergangenheit, aber es richtet sich auch aufs “Heute”, denn Krieg und Gewalt sind nicht vorbei. Leider erleben wir sie wieder in Europa und in vielen anderen Regionen der Welt. Wir sehen ihre Bilder täglich — und sie berühren uns.
Ich habe im letzten Jahr gesagt: „Krieg und Gewalt nehmen weiter zu, kommen näher an uns ran, und die Auswirkungen bekommen wir auch hier in Deutschland deutlich zu spüren.“
Diese Worte haben nichts an Bedeutung und Aktualität verloren. Sie fordern uns heraus: nicht wegzuschauen, sondern aktiv zu werden, zu sein und zu bleiben – für unsere Gemeinschaft, für den Frieden, gegen Gewalt und Krieg.
Und genau hier — bei uns in Krukow — beginnt das, was Frieden stark macht.
Frieden wächst nicht in fernen Hauptstädten.
Frieden entsteht dort, wo Menschen füreinander einstehen.
Wo Verantwortung übernommen wird.
Wo gehandelt wird.
Wenn ich euch sehe — die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr — dann sehe ich genau das: Menschen, die füreinander da sind. Menschen, die helfen, ohne zu fragen, woher jemand kommt. Menschen, die sich nicht abwenden, sondern zupacken.
Ihr seid damit ein starkes Vorbild. Ihr zeigt, was Gemeinschaft bedeutet — nicht in großen Worten, sondern in gelebtem Alltag.
Lass uns heute also fragen: Was heißt es, aktiv zu sein für Gemeinschaft und gegen Gewalt und Krieg?
Gemeinschaft fällt nicht vom Himmel. Sie wächst, wenn Menschen sich begegnen, sich zuhören, Vertrauen aufbauen.
Beim Osterfeuer, beim Dorffest, beim Dorfputz, oder einfach beim Gespräch über den Gartenzaun und am Lagerfeuer.
In Krukow leben wir Vielfalt. Jung und Alt, Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Hintergründen. Und trotzdem, oder gerade deshalb, halten wir zusammen. Das ist nicht selbstverständlich — das ist das Ergebnis unser aller Engagements.
Kriege mögen weit entfernt beginnen, aber ihre Folgen reichen bis zu uns. Menschen suchen Schutz, Sicherheit, Zukunft.
Wenn wir helfen und uns engagieren, wenn wir Haltung zeigen, dann sagen wir:
„Wir schauen nicht weg.“
Das gilt bei einem Einsatz genauso wie im täglichen Leben. Verantwortung bedeutet nicht, die Welt alleine retten zu müssen.
Verantwortung bedeutet, nicht gleichgültig zu sein.
Frieden ist zerbrechlich. Er verschwindet nicht über Nacht — er bröckelt langsam, wenn wir Hass, Hetze und Spaltung Raum geben.
Darum braucht es Menschen, die aufmerksam sind, die widersprechen, die nicht wegschauen, und die mit aktiver Arbeit ein positives Beispiel abgeben.
„Nie wieder“ — das ist der Auftrag, den wir heute mit diesem Gedenktag verbinden.
Nie wieder Gleichgültigkeit, Ausgrenzung und Krieg.
Und dieses „Nie wieder“ beginnt nicht irgendwo weit weg. Es beginnt hier,bei uns, in Krukow.
Euer Einsatz bei der Feuerwehr ist für mich ein Symbol für das, was unsere Gesellschaft zusammenhält:
Zusammenstehen, Helfen, Vertrauen, die selbstverständliche Übernahme von Verantwortung.
Ihr seid bereit, Verantwortung zu übernehmen. Und ihr macht damit deutlich: Unsere Werte sind nicht nur Worte — wir leben sie.
Nicht laut, aber beständig. Nicht mit Gewalt, sondern mit Menschlichkeit und mit der Vermittlung des Gefühls an eure Mitmenschen hier im Dorf: wir sind immer alle da, um uns gegenseitig zu unterstützen.
Ich möchte euch heute ermutigen:
Bleibt aktiv. Nicht nur, wenn die Sirene heult, sondern auch im Alltag — im Gespräch, beim Zuhören, beim Einstehen für das Richtige. Und besonders bei dem, was uns hier in Krukow so erfolgreich macht und zusammenschweißt: beim Anpacken. Wenn jeder sein Päckchen Zeit, Arbeit und Verantwortung trägt, teilt sich das alles auf, und das Päckchen wird für jeden leichter.
Diese Aktivität ist hier in Krukow schon sehr ausgeprägt, und man schaut von vielen Orten mit Bewunderung darauf, was hier passiert. Aber dieser Status Quo ist auch immer gefährdet, und daher müssen wir stetig und stoisch dranbleiben, ihn mit Leben zu erfüllen und auch immer weiter zu entwickeln.
Heute gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt.
Wir geben ihnen unsere Stimme, indem wir Verantwortung übernehmen, indem wir den Frieden, den wir haben, nicht für selbstverständlich halten, indem wir ihn jeden Tag neu verteidigen — durch Aktivität, Gemeinschaft, Mitgefühl und Mut.
Ich danke euch für euren Einsatz und für euer Kommen heute.
Lasst uns gemeinsam Vorbild sein – bleibt eine aktive Gemeinschaft!
Wir gedenken jetzt in Stille der Opfer — der Toten der Kriege, der Opfer von Gewalt, Terror und Vertreibung.
Lasst uns auch an die Menschen denken, die heute unter Krieg leiden — und an unsere Verantwortung, den Frieden zu bewahren.
Ich bitte um eine Schweigeminute – vielen Dank.
